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BETONFERTIGTEILE106 BWI %u2013 BetonWerk International %u2013 6 | 2025 www.cpi-worldwide.comEtablierte Systeme zur thermischen Trennung massiver Balkone kommen nicht ohne Verguss der Konstruktion aus und erfordern St%u00fctz- und Schalkonstruktionen w%u00e4hrend der Erh%u00e4rtungszeit. Daraus resultiert neben einer schlechten Rezyklierbarkeit am Lebensende des Balkons auch ein erh%u00f6hter Zeit- und Kostenaufwand bei der Herstellung. Der vorgestellte Balkonanschluss zeigt einen Weg auf, wie Fertigteilbalkone zuk%u00fcnftig ohne Verguss und vollst%u00e4ndig ohne St%u00fctz- und Schalkonstruktion dauerhaft befestigt werden k%u00f6nnen. Gleichzeitig erm%u00f6glicht die vorgestellte Konstruktion ein hochwertiges Recycling der eingesetzten Baustoffe sowie eine Wiederverwendung vollst%u00e4ndiger Bauteile.Kreislaufgerechtes Bauen ist ein Thema, welches zunehmend an Bedeutung gewinnt. W%u00e4hrend zur nachhaltigen Gestaltung von Wand- und Deckenaufbauten bereits zahlreiche Forschungsvorhaben durchgef%u00fchrt wurden, wurde von Schiewerling im Rahmen seiner Dissertation erstmalig das Thema der Anschlussdetails hinsichtlich der R%u00fcckbaubarkeit betrachtet [1]. Dabei kam der Autor zu der Erkenntnis, dass es f%u00fcr thermisch getrennte Deckenanschl%u00fcsse, wie man sie bei Balkonen einsetzt, aktuell keine Alternative zu den etablierten, einbetonierten Trennelementen gibt. Diese Anschl%u00fcsse haben jedoch gemeinsam, dass sie zur Herstellung eines Tragverbundes mit dem Bauwerk vergossen und damit irreversibel verbunden werden. Im R%u00fcckbaufall wird dadurch eine sortenreine Trennung erschwert. Der in [1] vorgestellte Prototyp f%u00fcr einen l%u00f6sbaren Balkonanschluss wurde im Rahmen eines ZIM-Forschungsprojektes an der FH M%u00fcnster in Kooperation mit der B. L%u00fctkenhaus Betonfertigteile GmbH weiterentwickelt. Dies wurde durch das Bundesministerium f%u00fcr Wirtschaft und Klimaschutz gef%u00f6rdert. An dieser Stelle werden neben dem Ergebnis auch die zugrunde liegenden Konstruktionsprinzipien sowie einige Erfahrungen bei der Entwicklung vorgestellt. Abschlie%u00dfend werden die Vor- und Nachteile im Vergleich zu den etablierten Systemen erl%u00e4utert und diskutiert.Trag- und KonstruktionsprinzipAm Balkonanschluss wirken im Wesentlichen zwei Schnittgr%u00f6%u00dfen: ein Kragmoment sowie eine Querkraft. Beides muss %u00fcber die D%u00e4mmebene hinweg von so wenig Material wie m%u00f6glich %u00fcbertragen werden, um eine hohe D%u00e4mmwirkung zu erm%u00f6glichen. W%u00e4hrend das Kragmoment %u00fcber ein Kr%u00e4ftepaar aus Druck und Zug vergleichsweise unkompliziert zu %u00fcbertragen ist, stellt die Ableitung der Querkraft eine gr%u00f6%u00dfere Herausforderung dar. In Abb. 1 sind drei m%u00f6gliche Prinzipien der Querkraft%u00fcbertragung dargestellt. Um eine m%u00f6glichst geringe Querschnittsfl%u00e4che realisieren zu k%u00f6nnen, wurde eine Zugdiagonale, wie in Abb. 1b dargestellt, gew%u00e4hlt, da bei dieser keine Beul- und Knickproblematiken auftreten.Der Balkonanschluss wurde als dreiteilige Konstruktion entwickelt. Dieses Prinzip wurde w%u00e4hrend der gesamten Entwicklungsarbeit beibehalten. Der Aufbau ist schematisch in Abb. 2 dargestellt. Deckenseitig wird eine Schraubmuffe angeordnet (Abb. 2a). Eine Zugschraube dient zur %u00dcbertragung der oben liegenden Zugkraft und gleichzeitig zur Befestigung einer Konsole (Abb. 2b), die der Druck- und Querkraft%u00fcbertragung dient. Balkonseitig ist ein Einbauteil vorgesehen, in das die Zugschraube mittels Klemmverbindung eingehakt wird. Die Querkraft%u00fcbertragung erfolgt durch die Konsole, auf der das balkonseitige Einbauteil aufliegt (Abb. 2c). Das Einbauteil weist ein %u201eSchl%u00fcsselloch%u201c auf, in welches der Kopf Ein neuer Ansatz f%u00fcr die Befestigung von FertigteilbalkonenR%u00fcckbaufreundliche Konstruktionn Jendrik Heithorn, Institut f%u00fcr Bauphysik, Leibniz Universit%u00e4t Hannover, Hannover, DeutschlandMatthias Schiewerling, Hochschule Ruhr West, M%u00fchlheim an der Ruhr, DeutschlandDietmar M%u00e4hner, Fachhochschule M%u00fcnster, M%u00fcnster, DeutschlandAbb. 1: Prinzipien der Querkraft%u00fcbertragung [1]: (a) Druck, (b) Zug, (c) Schuba) b) c)

