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BETONWAREN/BETONWERKSTEIN70 BWI %u2013 BetonWerk International %u2013 4 | 2025 www.cpi-worldwide.comVor dem Hintergrund einer global prognostizierten Zementproduktion von ca. 6 Mrd. t im Jahr 2050 stellt sich die zentrale Frage, inwieweit Klinker durch andere Materialien ersetzt werden kann. Der derzeitige Anteil von Portlandzement liegt bei etwa 24 % und soll im Zuge dieser Entwicklung bis zum Jahr 2050 auf rund 10 % abgesenkt werden. Dabei ist zu ber%u00fccksichtigen, dass potenziell reaktive Kompositmaterialien wie Steinkohlenflugasche und H%u00fcttensand in begrenztem Umfang zur Verf%u00fcgung stehen. Flugasche f%u00e4llt weltweit in einer Gr%u00f6%u00dfenordnung von etwa 700 Mio. t pro Jahr an, H%u00fcttensand in einer Gr%u00f6%u00dfenordnung von rund 300 Mio. t pro Jahr. Beide Stoffstr%u00f6me unterliegen jedoch erheblichen konjunkturellen und saisonalen Schwankungen. Dar%u00fcber hinaus ist bereits heute absehbar, dass sich ihre Verf%u00fcgbarkeit zuk%u00fcnftig drastisch verringern wird. Im Fall von H%u00fcttensand ist dies auf den %u00dcbergang der Stahlindustrie zur wasserstoffbasierten Direktreduktion sowie auf zunehmende Recyclingaktivit%u00e4ten zur%u00fcckzuf%u00fchren. Steinkohlenflugasche wird infolge des Kohleausstiegs und durch Effizienzsteigerungen in der Rauchgasreinigung langfristig weder in ausreichender Menge noch in verwertbarer Form verf%u00fcgbar sein [1].Vor diesem Hintergrund gewinnt die Identifikation und Bewertung alternativer mineralischer Stoffe als potenzielle F%u00fcllstoffkomponenten in der Betonherstellung zunehmend an Bedeutung. In diesem Zusammenhang wird im Rahmen der vorliegenden Untersuchung ein Reststoff aus Zinnhalden am Standort Ehrenfriedersdorf in Deutschland hinsichtlich seiner Eignung als puzzolanisches oder inertes F%u00fcllmaterial gepr%u00fcft [2]. An einer der beiden Sp%u00fclhalden in Ehrenfriedersdorf sind rund 3 Millionen Tonnen Material verf%u00fcgbar, was ein erhebliches Potenzial f%u00fcr eine ressourceneffiziente Nutzung in bautechnischen Anwendungen er%u00f6ffnet.Rechtliche und technische Rahmenbedingungen f%u00fcr den Einsatz von Haldenmaterial als mineralischer Ersatzbaustoff im BauwesenDie deutsche Ersatzbaustoffverordnung (ErsatzbaustoffV) wurde im Jahr 2021 nach langj%u00e4hrigen fachlichen und politischen Abstimmungen durch Artikel 1 der sogenannten Mantelverordnung verabschiedet. Sie trat am 1. August 2023 in Kraft und regelt seither bundeseinheitlich den Einbau von mineralischen Ersatzbaustoffen (MEB) in technischen Bauwerken, darunter beispielsweise Stra%u00dfen, Schienenverkehrsanlagen sowie befestigte Lager- und Verkehrsfl%u00e4chen. Die Verordnung verfolgt das Ziel, eine umweltvertr%u00e4gliche und rechtskonforme Verwertung mineralischer Abf%u00e4lle als Ersatzbaustoffe zu erm%u00f6glichen. F%u00fcr Haldenmaterial, das noch als Abfall im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) gilt, findet die ErsatzbaustoffV keine Anwendung. Verwertung von Haldenmaterialien nach der Wertmetallgewinnung zur Herstellung von BetonpflastersteinenNeue industrielle Nebenprodukten Ferdinand Senf, Henrik Funke und Sandra Gelbrich, Technische Universit%u00e4t Chemnitz, Deutschland01020304050607080901000,1 1 10 100Summenverteilung Q3(x) in %Partikelgr%u00f6%u00dfe in %u00b5mx50 = 19,2 %u00b5mMineral Ma%Quartz 38,8Muskovit 19,0Biotit 10,2Plagioklas 12,2Fluorit 1,0Kalifeldspat 5,3Topaz 3,7Chlorit 8,0Kaolinit 1,7x90 = 69,2 %u00b5mAbb. 101020304050607080901000,1 1 10 100Summenverteilung Q3(x) in %Partikelgr%u00f6%u00dfe in %u00b5mx50 = 19,2 %u00b5mMineral Ma%Quartz 38,8Muskovit 19,0Biotit 10,2Plagioklas 12,2Fluorit 1,0Kalifeldspat 5,3Topaz 3,7Chlorit 8,0Kaolinit 1,7x90 = 69,2 %u00b5mAbb. 1Abb. 1: Korngr%u00f6%u00dfenverteilung und mineralogische Zusammensetzung.