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BETONTECHNOLOGIE46 BWI %u2013 BetonWerk International %u2013 4 | 2025 www.cpi-worldwide.comTrotz der genannten Herausforderungen zeigen aufkommende Beispiele aus Forschung und Praxis, dass die effektive Implementierung digitaler Technologien im Bausektor erhebliche Vorteile bringen kann, von verbesserter Nachhaltigkeit und Effizienz bis hin zu erh%u00f6hter Sicherheit auf Baustellen. Die Digitalisierung im Bauwesen erstreckt sich mittlerweile auf alle Phasen der Betonwertsch%u00f6pfungskette. In der Produktion werden Betonmischanlagen und Fertigteilwerke zunehmend datengetrieben betrieben. Sensoren in Mischern, Fahrmischern, Betonpumpen, Schalungen und H%u00e4rtungskammern erfassen kontinuierlich Parameter wie Feuchtigkeit, Temperatur und Festigkeitsentwicklung. Diese Datenstr%u00f6me flie%u00dfen in Produktionsleitsysteme ein und unterst%u00fctzen die Betreiber dabei, Mischungsentw%u00fcrfe und Zeitabl%u00e4ufe zu optimieren.Digitalisierung im Betonbau in der PraxisEin aktuelles Beispiel f%u00fcr die Umsetzung von IoT-Konzepten in der Bauindustrie stammt aus dem d%u00e4nischen Fertigteilwerk Contiga Tinglev, das drahtlose IoT-Sensoren zur %u00dcberwachung der Echtzeitfestigkeitsentwicklung von Beton einsetzt. Das Unternehmen berichtete innerhalb von sechs Wochen nach der Einf%u00fchrung von einer 35 %igen Reduzierung des Materialausschusses und einer 15 %igen Steigerung der Produktionsleistung, vor allem durch ein schnelleres und sichereres Ausschalen dank pr%u00e4ziser Festigkeitsdaten vor Ort [6, 7]. Diese Zahlen stammen aus Branchenquellen und verdeutlichen den Nutzen der Digitalisierung in der Fertigteilproduktion sowie das wachsende Interesse der Industrie an solchen L%u00f6sungen. Auch wenn die konkreten Werte nicht durch unabh%u00e4ngige wissenschaftliche Studien belegt sind, wird die Wirksamkeit der zugrunde liegenden Technologien durch Fachpublikationen und akademische Forschung gest%u00fctzt. So best%u00e4tigten Miller et al. (2023), dass IoT-gest%u00fctzte Systeme Laborfestigkeitswerte zuverl%u00e4ssig reproduzieren k%u00f6nnen [8], w%u00e4hrend Lo et al. (2021) zeigten, dass IoT-basierte Nachbehandlungssysteme herk%u00f6mmlichen Methoden in Bezug auf Qualit%u00e4t und Effizienz sogar %u00fcberlegen sein k%u00f6nnen [9]. Diese Beispiele verdeutlichen, wie datenbasierte %u00dcberwachung zur Effizienzsteigerung, Abfallreduzierung und besseren Terminplanung in der Betonproduktion beitragen kann.Ein weiteres Feld digitaler Innovation findet in der Lieferphase der Betonproduktion Anwendung. Automatisierte, auf Fahrmischern montierte Sensorsysteme erm%u00f6glichen die Echtzeit%u00fcberwachung und -anpassung der Betoneigenschaften w%u00e4hrend des Transports. Solche Systeme erfassen kontinuierlich Parameter wie Konsistenz (z. B. Ausbreitma%u00df), Temperatur, Mischenergie, Feuchtigkeit, Trommeldrehungen und sogar die Zugabe von Wasser. Die %u00dcberwachung dieser Parameter stellt sicher, dass die Mischung vom Werk bis zur Baustelle innerhalb der Spezifikationen bleibt. Diese Systeme erm%u00f6glichen es, Abweichungen fr%u00fchzeitig zu erkennen, die Anzahl zur%u00fcckgewiesener Betonlieferungen zu reduzieren und, sofern zul%u00e4ssig, die Mischung mithilfe vorab freigegebener Wasser- oder Zusatzmittelzugaben innerhalb der gesetzten Grenzwerte automatisch anzupassen, um die Zielkonsistenz noch vor dem Austrag zu erreichen [10]. Dies reduziert den Bedarf an manuellen Eingriffen auf der Baustelle und f%u00fchrt zu einer gleichm%u00e4%u00dfigeren Einbauqualit%u00e4t. Eine damit verwandte Studie zeigte, dass die Einf%u00fchrung solcher Systeme an europ%u00e4ischen Standorten zu einer geringeren Variabilit%u00e4t der Konsistenz, weniger Materialausschuss und einer besseren R%u00fcckverfolgbarkeit von Mischungsanpassungen f%u00fchrte [11].Auf der Baustelle k%u00f6nnen mit Sensoren ausgestattete Betonpumpen und Einbauger%u00e4te eingesetzt werden, um Parameter wie Hydraulikdruck, Kolbenbewegung oder F%u00f6rdermenge kontinuierlich zu %u00fcberwachen. Die Erfassung solcher Daten erm%u00f6glicht eine fr%u00fche Erkennung von Anomalien w%u00e4hrend des Betonierens %u2013 etwa Druckspitzen, die auf eine bevorstehende Leitungsverstopfung hinweisen. Blockaden im Pumpvorgang geh%u00f6ren zu den Hauptursachen f%u00fcr Stillstandzeiten und Kosten%u00fcberschreitungen im Betonbau. Anstatt erst zu reagieren, wenn der Betrieb bereits unterbrochen ist, k%u00f6nnen diese Systeme das Bedienpersonal fr%u00fchzeitig warnen oder sogar den Pumpvorgang automatisch anpassen, um Unterbrechungen zu vermeiden. Aktuelle Forschungsprojekte der TU Dresden und der Leibniz Universit%u00e4t Hannover haben die wissenschaftliche Grundlage f%u00fcr eine solche %u00dcberwachung gelegt. In diesen Studien wurden validierte Methoden zur Beurteilung der Pumpbarkeit und Pumpstabilit%u00e4t von Frischbeton entwickelt sowie Vorhersagemodelle zur Blockaderisikoabsch%u00e4tzung, basierend auf Sensordaten aus realen Pumpvorg%u00e4ngen, vorgestellt [12, 13].Aufbauend auf dieser Grundlage stellt das derzeit in der Pilotphase befindliche und durch das Patent DE 10 2022 116 603.1 gesch%u00fctzte Huckepack-System einen bedeutenden Fortschritt bei der Nachr%u00fcstung konventioneller Baumaschinen mit Edge-Intelligenz dar. (Der Begriff %u201eEdge-Intelligenz%u201c bezeichnet die F%u00e4higkeit, Daten direkt am Ort ihrer Entstehung, also am %u201eRand%u201c (Edge) eines Netzwerks, intelligent zu verarbeiten, ohne sie zuerst an ein zentrales Rechenzentrum oder eine Cloud senden zu m%u00fcssen.) Durch die Anbindung an bestehende Maschinenschnittstellen verwandelt es %u201edumme%u201c Hardware in intelligente, datengetriebene Systeme, ohne in die Kernfunktionen einzugreifen. Die Plug-and-Play-Architektur erm%u00f6glicht eine flexible, anwendungsspezifische Datenerfassung und -analyse und erschlie%u00dft digitale Funktionen selbst in Maschinen, die urspr%u00fcnglich gar nicht f%u00fcr Konnektivit%u00e4t konzipiert wurden. Diese Entwicklungen zeigen, wie datenbasierte %u00dcberwachung selbst sehr praktische Aspekte des Bauprozesses transformiert. Von der Mischung bis zum Einbau ebnet die Integration digitaler Systeme wie Huckepack in den Baustellenalltag den Weg f%u00fcr sicherere, intelligentere und nachhaltigere Betonprozesse. Dar%u00fcber hinaus erm%u00f6glichen solche Systeme eine vollst%u00e4ndige Datenaufzeichnung, die der Dokumentation zur Einhaltung der Entwurfsvorgaben, der Verantwortlichkeiten sowie der Optimierung der Flottenlogistik dient.Ergebnisse aus der ersten TestphaseIn einer ersten Pilotphase des Huckepack-Systems wurden Sensormodule sowohl an fahrzeugmontierten Betonpumpen als auch an Kombifahrzeugen mit Misch- und Pumpfunktion installiert. Um ein Inline-Monitoring zentraler Prozessparameter w%u00e4hrend des Betriebs zu erm%u00f6glichen, erfolgte die